Alumni Treffpunkt: Exklusiver Rundgang auf dem Otto-Wagner-Areal

Das große Otto-Wagner-Areal auf der Baumgartner Höhe liegt im westlichen Wiener Bezirk Penzing. Nahe am Wienerwald und daher stets mit guter Luft versorgt. Jahrzehntelang war das Otto-Wagner-Spital bekannt als Lungenheilstätte und auch als Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke. Markantes Wahrzeichen des Areals ist die Kirche am Steinhof mit ihrer weithin sichtbaren goldenen Kuppel von Otto Wagner.
2022 wurden in einem Mediationsverfahren mit Bürger:innen und Expert:innen Schritte zur Nachnutzung beschlossen. Die Pavillons sollen unterschiedlich genützt werden – für Wissenschaft und Bildung, Gesundheit und Soziales, Kunst und Kultur, Sport und Erholung sowie Wohnen.
In einem exklusiven Rundgang für Mitglieder des Alumni Clubs bietet Margret Wimmer, Projektkoordinatorin der WSE (Wiener Standort Entwicklungs GmbH), Einblicke in die Entstehung und die bewegte Geschichte des Areals und Ausblicke in die künftige Entwicklung. Zudem wird Herr Primar Dr. Norbert Vetter die Führung begleiten, der viele Jahre das Pulmologische Zentrum am Otto Wagner Spital geleitet hat und als international angesehener Expert für Aids Gründer und Leiter der ersten HIV-Ambulanz war.
Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung unter anmeldung-alumni-club@meduniwien.ac.at
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Bewegte Geschichte des Otto Wagner Areals
Der weitläufige Spitalskomplex der damaligen "Niederösterreichischen Landes-Heil- und Pflegeanstalt" wurde nach den Plänen von Otto Wagner errichtet. Er besteht aus 60 Pavillons und der Kirche zum Heiligen Leopold. Die Umfassungsmauer schließt bis heute auch das nördlich angrenzende Erholungsgebiet Steinhof mit ein.
Die Eröffnung der Anlage im Pavillonstil erfolgte nach drei Jahren Bauzeit am 8. Oktober 1907 als Niederösterreichische Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke „Am Steinhof“. Sie war damals eine der modernsten und größten Psychiatrischen Kliniken (früher Heil- und Pflegeanstalten genannt) in Europa.
In der Zeit des Nationalsozialismus diente die Anstalt der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. Eine unbestimmte Zahl von als „erbkrank“ eingestuften Patienten wurde zwangssterilisiert. 1940 wurden aus der mit 4300 Patienten völlig überbelegten „Heil- und Pflegeanstalt“ im Rahmen der Aktion T4 etwa 3200 Patienten in Vernichtungsanstalten abtransportiert. Ein Großteil von ihnen wurde in der Tötungsanstalt Hartheim umgebracht. Neun der nun leergeräumten Pavillons wurden zur Jugendfürsorgeanstalt „Am Spiegelgrund“ umfunktioniert. Diese teilte sich in ein Erziehungsheim und eine „Nervenheilanstalt für Kinder“, zu der auch eine sogenannte Kinderfachabteilung gehörte, in der kranke, behinderte und „nicht erziehbare“ Kinder und Jugendliche medizinischen Versuchen ausgesetzt und gequält wurden. Mindestens 789 von ihnen wurden ermordet. Heute gilt der Name "Am Spiegelgrund" als Synonym für Verbrechen der nationalsozialistischen Medizin und „eine bedrohliche, demütigende, in vielen Fällen auch tödliche ‚Heil‘-Pädagogik“.
Aus der Lungenheilstätte, die nach dem ersten Weltkrieg gegründet worden war, entstand seit den 1960er Jahren die Krankenanstalt mit dem Namen "Pulmologisches Zentrum", aus der wichtige und innovative Entwicklungen in diesem Fachbereich hervorgegangen sind. Das Gleiche gilt für die Orthopädische Abteilung, die sich aus einer Einrichtung zur Behandlung der Knochentuberkulose zu einer modernen Orthopädischen Abteilung mit einem chirurgisch-orthopädischen Schwerpunkt im Bereich des Gelenkersatzes entwickelt hat. Aus der Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke wurde, auch in den 1960er Jahren, das Psychiatrische Krankenhaus Baumgartner Höhe.
Die Anforderungen an die Spitzenmedizin kann die vor hundert Jahren revolutionäre Heilanstalt heute nicht mehr dauerhaft erfüllen. Die Leistungen des Otto Wagner Spitals werden daher im Rahmen des Wiener Spitalskonzeptes 2030 schrittweise in andere Gemeindespitäler verlegt. Das Otto-Wagner-Areal soll nun unter Wahrung des Denkmalschutzes neu belebt werden.
© Bild: MA18/Christian Fürthner